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Lily Brett

Lola Bensky: Roman

Themen:

  • Familie
  • Historie
  • Musik
  • Selbstfindung

Zeitraum:

  • nach 1900

Eigenschaften:

  • lustig
  • lehrreich
  • bewegend
  • traurig

Hinweis:

  • teilweise wahre Begebenheit

Empfehlung:

  • Jugendroman
  • Roman für Erwachsene

Inhalt:

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Unsere Rezension zu "Lola Bensky: Roman"

von Lily Brett

Dieser Roman ist 2012 bei Suhrkamp in deutscher Sprache erschienen und führt in die 1960er Jahre zurück. Die Hauptperson des Buches ist Lola, sie wurde 1946 in einem Lager für „displaced persons“ in Deutschland geboren, nachdem ihre Eltern (als einzige ihrer vielen Verwandten) das Konzentrationslager in Ausschwitz überlebt hatten. Gemeinsam emigriert die Familie nach Ende des Zweiten Weltkrieges nach Australien – und im Jahre 1967, Lola ist 21 Jahre alt, reist Lola für das australische Rock-Magazin „Rock-Out“ nach London und führt Interviews mit den Rockstars der 1960er. Und mit einem dieser Interviews beginnt der Roman: Lola interviewt Jimi Hendrix. In diesen bisherigen Sätzen sind die zwei Themen genannt, die das Buch ausmachen: Die Rockstars und die „abgefahrene“ Zeit der 1960er sowie die traumatische Auschwitz-Vergangenheit der Eltern Lolas. Zwei Themen, die man zumindest nicht spontan miteinander verbinden würde. Lily Brett tut das – und es gelingt ihr. Der Roman ist daher zum einen lustig, skurril, komisch, wenn es um die Stars und die 1960er Jahre geht; so kommt es beispielsweise schon mal vor, dass es in einem Interview einfach um Lockenwickler geht. Zum anderen finden sich aber, teilweise nahtlos angeknüpft, Gedanken Lolas zur bewegenden Vergangenheit ihrer Eltern, zum Tod ihrer Verwandten und über ihr eigenes Dasein als Tochter Holocaust-Überlebender. Ihre Eltern, Renia und Edek, überlebten, wie schon geschrieben, das Konzentrationslager. Renia aber ist innerlich an diesen Erlebnissen zerbrochen; sie lacht oder lächelt nur selten und findet ihr Lebensglück nicht mehr. Dass Lola als ihr einziges Kind auch noch pummelig ist, macht ihr außerdem zu schaffen, weil im Vernichtungslager nur die Täter pummelig und wohlgenährt waren. So kämpft Lola mit sich, mit ihren Gedanken, mit der Vergangenheit ihrer Eltern, mit Diätplänen – und mit den Stars der 1960er Jahre. Als Leser erfährt man viel über die damaligen Rockstars und ihre Eigeneiten (Cher, The Who, Mick Jagger oder Paul McCartney) und man liest gleichzeitig die tief traurige Familiengeschichte Lolas. Kurz und um: Brett schafft es unserer Meinung nach hervorragend, diese beiden Themen in einem Roman zu vereinen. Der Roman ist dabei klar autobiographisch geprägt: Auch Lily Brett wurde 1946 in einem Lager für „disabled persons“ geboren, auch sie emigrierte nach Australien, arbeitete dort für das Magazin „Go-Set“ und führte Interviews mit Stars. Diese Verbindung zwischen Lily Brett und Lola macht den Roman noch interessanter. Eine Reise in die Holocaust-Vergangenheit und in die wilden 1960er Jahre, humorvoll geschrieben, leicht zu lesen … mit Tiefgang, authentisch beschriebenen Gefühlen, teilweise erschreckend bewegend. Diese 302 Seiten lohnen sich; lesen!

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