Hallo zusammen,
unseren Wochen-Buchtipp für die nächste Woche einfach schon heute (weil wir dann ein paar Tage im Urlaub sind, haha, wunderbar). Und zwar: “Geheime Tochter” von Shilpi Somaya Gowda. Hier unsere Rezension:
„Eine plötzliche Angst packt sie, dieselbe erstickende Angst, die sie die ganze Schwangerschaft hindurch gespürt hat. Was wird passieren, wenn alle sich täuschen? In ihrem zweiten Gebet, das verzweifelter ist als das erste, fleht sie darum, dass sie nicht wieder ein Mädchen zur Welt bringt. Denn das kann sie nicht noch einmal ertragen“, das sind Kavitas Gedanken. Kapitel 1. Kavita ist Inderin und lebt mit ihrem Mann Jasu in einem kleinen indischen Dorf. Sie sind arme Leute. Mädchen können sie sich nicht „leisten“ – weil ein Mädchen wenig erwirtschaften kann und weil sie Mitgift für eine spätere Heirat aufbringen müssten. Das heißt: Wird ein Mädchen geboren, wird es getötet. Das ist brutal! Kavitas erstes Kind war ein Mädchen. Tot. Das zweite Kind, auf das sich das obige Zitat bezieht, wird wieder ein Mädchen. Kavita schafft es aber, das Mädchen, das sie Usha nennt, ins Waisenhaus nach Mumbai zu schaffen. Usha überlebt – und wird zur Adoption freigegeben. Das ist 1984. Zeitgleich in San Francisco: „Sie legt das Gesicht in die Hände, und die Tränen kommen. Sie sieht zu, wie sich die rote Pfütze in der Toilettenschüssel ausbreitet. Ihre Schultern beginnen zu beben, und ihre Schluchzer werden lauter und länger, bis ihr ganzer Körper von ihnen überwältigt wird“; es geht um Somer, die keine Kinder bekommen kann. Kapitel 2. Somer ist Amerikanerin, Ärztin und mit Kris verheiratet, der ebenfalls Arzt ist. Sie sind glücklich – und auch nicht. Bei Somer hat die Menopause zu früh eingesetzt und sie wird keine Kinder bekommen können; das lässt sie und Kris verzweifeln. Zwei Handlungsstränge – Indien und USA. Beide sind durch Usha miteinander verbunden: Kavita und Jasu haben Usha verloren – Somer und Kris werden sie adoptieren. Kavita und Jasu leben in armen Verhältnissen, bekommen später noch einen Sohn, trauern um ihre verlorenen Töchter, leben ihr Leben. Somer und Kris haben ein luxuriöses Leben, lieben ihre Tochter Ushu, sehen zu, wie sie sich manchmal fremd fühlt im fremden Land, spüren ab und an, dass es nicht ihre eigene Tochter ist. Und Usha? Sie liebt Somer und Kris – will aber, als sie etwas größer ist, ihre leiblichen Eltern kennen lernen. Eine berührende und tragische Geschichte. Familie. Liebe. Leben. Über Kontinente hinweg. 2011 bei „Kiepenheuer & Witsch“ erschienen. 448 Seiten. Unser Buchtipp der Woche – auch als Hörbuch erhältlich!